Internationaler Kongress für Kinderphilosophie 2019
„Verantwortung für die Zukunft - Neue Philosophische Grundlagen zu Frieden und Gerechtigkeit“
7.-10. November 2019, in Graz/Österreich
„Die Menschheit befindet sich in einer Krise – und es gibt keinen anderen Ausweg aus dieser Krise als die Solidarität zwischen den Menschen.“ Zygmunt Baumann
Die Aktualität des Themas ist angesichts der weltpolitischen Lage unbestritten. Täglich werden wir durch die Medien mit Schreckensbotschaften konfrontiert, dennoch scheint im Alltag jedoch alles seinen gewohnten Gang zu gehen.
Ist es ganz normal, dass sich schockierende Ereignisse in die langweilige Routine der Normalität verwandeln? Sind nur Kinder besonders anfällig sich mit Menschenrechtsfragen, Klimawandel, Frieden und Gerechtigkeit zu beschäftigen? Was gibt uns die Philosophie an die Hand, um eine differenzierte Position zu den derzeitigen Ereignissen zu beziehen, während uns eigentlich meistens die Worte fehlen?
Uns allen ist bewusst, dass wir uns großen Herausforderungen zu stellen haben, da wir es - durch die bekannten Prozesse des Klimawandels, der Globalisierung, der Digitalisierung, der Künstlichen Intelligenz - mit rasanten Entwicklungen zu tun haben. Dies betrifft die unterschiedlichen Gesellschafts-und Staatsformen und insbesondere auch die unterschiedlichen Sozietäten. Z. B. ist der Klimawandel ein globales Problem, das das Leben auf dem Planeten erheblich und unumkehrbar verändern könnte. Die Folgen des Klimawandels, die Ungleichverteilung der Schäden machen deutlich, dass die zukünftige Auseinandersetzung um globale Gerechtigkeit einen wichtigen Stellenwert einnehmen wird. Immer wieder wird auf die Ursachen der Klimaungerechtigkeit in der Welt hingewiesen: Wirtschaftswachstum ohne Grenzen, Ungleichheit zwischen Armen und Reichen, kriegerische Konflikte, Rassismus, Unsicherheit und die Auswirkungen des Klimawandels gerade auf die Armen in der Welt. Der Klimawandel wird in Zukunft nicht nur Ökosysteme sondern auch die Stabilität und den Frieden von Staaten und Gesellschaften immer stärker beeinträchtigen. Wird der Klimawandel zur Gefahr für den Frieden?
Die Sensibilisierung für Frieden und Gerechtigkeit gewinnt also mehr denn je an Relevanz. Das betrifft auch die rapid veränderten Verhältnisse von Individuum und Gesellschaft, vor allem deswegen, weil die zunehmende Digitalisierung, die Künstliche Intelligenz (KI) und Robotik Veränderungen mit sich bringen, die sowohl staatliche, wie nicht staatliche und
individuelle Dimensionen betreffen. Der Wettlauf um die Zukunftstechnologien hat begonnen – die Entwicklung zur Gesellschaft 4.0 – zur vollständigen Vernetzung von Mensch und Maschine. Geben wir unser Selbstverständnis als freie Subjekte an die prägnanteste Form der maschinellen Intelligenz, den Algorithmus ab? Werden in Zukunft selbstlernende Systeme vernünftiger planen als fehlbare Menschen? Welche enormen Chancen und welche großen Risiken birgt diese Entwicklung? Wie wollen wir in unserer Gesellschaft mit den Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz umgehen? Wer trägt die Verantwortung? Der Kongress hat das Ziel die Zusammenhänge zwischen Erkennen, Wahrnehmen und Realität in ihrer ganzen Komplexität und Dynamik schrittweise herauszuarbeiten, um besseres Verstehen zu ermöglichen und möglichst qualitativ und quantitativ hochwertige Argumente für Frieden und Gerechtigkeit zu entwickeln. Während Regierungen der ganzen Welt über die Zukunft unseres Planeten verhandeln, fehlt oft eine wichtige Interessensvertretung – Kinder und Jugendliche. Doch die Verantwortung, sich mit den Problemen, die entstehen, auseinanderzusetzen, fällt auf die Heranwachsenden in den verschiedenen Ländern zurück, denn sie sind es, die letztendlich die auf globaler Ebene getroffene Vereinbarungen und Ziele in Zukunft umsetzen und erreichen müssen. Aus diesem Grund und im Sinne der Generationengerechtigkeit ist es notwendig sich geradezu gleichzeitig, offener und differenzierter zu begegnen („Dialog der Generationen“), denn es wird immer klarer, dass die Sensibilisierung und Reflexion danach ruft, dass gegenwärtige Schwerpunktprozesse bzw. Bewegungen („Fridays for Futur“, „Me too“) zu einer erkenntnismäßigen Aufwertung auch im Besonderen der Kinder gelangen. Der diesjährige Kongress ist auch heuer wieder als inter/transkulturelles Forum geplant, um philosophische Auseinandersetzungen mit den gegenwärtigen Phänomenen zu ermöglichen, sowie einen Bogen zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen zu spannen. Ein wichtiges Ziel dieser Veranstaltung ist es, einen Austausch verschiedener Ansätze einzuleiten und damit weitere Wissensgrundlagen sowohl für Bildungskonzeptionen als auch für bildungspolitische
Initiativen explizit zu machen.
Die Themen des Kongresses umfassen schwerpunktmäßig folgende Bereiche:
- Beziehungen zwischen Realität und Virtualität
- Probleme der Nationalismen
- Macht und Sprache
- News und Fake News
- Community of Inquiry (Forschungsgemeinschaft)
- Pluralistische Demokratie und Menschenrechte
- Freiheit und Selbstbestimmtheit
- Gerechtigkeit in einer globalisierten Welt
- Philosophie und Digitalisierung
- Verantwortung für Umwelt und Lebewesen
- Philosophie und wissenschaftlich-technischer Fortschritt
- Zusammenhänge zwischen Kommunikation und Lebensformen
- Philosophische Perspektiven und Bildungsprozesse